Neuseeland – Opfer seines Ruhms
|Gastbeitrag von Jeannine
Einsame Buchten mit endlosen, weißen Stränden, umringt von unberührten Regenwäldern, in denen das Echo der Freiheit hallt. Klippenlandschaften, die im Schein der aufgehenden Sonne pastellfarben erstrahlen, beherbergen atemberaubende Felsformationen, von Mutter Natur in Szene gesetzt. Endlose immergrüne Fjorde, die sich majestätisch aus dem Pazifik erheben, neben überwältigenden Gletschern, deren Funkeln die Welt in neuem Licht erstrahlen lässt… – genau so ist das Neuseeland, das ich entdecken wollte.
Meine Reise durch Neuseeland
Seit knapp drei Monaten reise ich durch das Land und habe meine Entscheidung eine Auszeit auf der anderen Seite der Welt zu nehmen, noch keinen Tag bereut. Kein Reiseführer der Welt wird der Schönheit der Natur gerecht wenn man sie selbst entdeckt und Nichts und Niemand kann einen so richtig darauf vorbereiten, in einem fremden Land auf sich allein gestellt zu sein. Seine Komfortzone zu verlassen und über sich hinauswachsen (zu müssen), ist jeden Augenblick wert.
Ich habe die Möglichkeit bekommen, einen Gastbeitrag für diesen Blog zu schreiben, die ich dankend annehme (vielen Dank an Johanna nochmal, an dieser Stelle!) – nicht weil ich die heißesten Work & Travel Tipps habe, sondern weil ich auf diese Weise ein Anliegen mit euch teilen möchte.
Wie wahrscheinlich viele von euch in der Vergangenheit und hoffentlich viele von euch noch in Zukunft, bereise ich Neuseeland mit dem Working Holiday Visum. Ich übernachte hauptsächlich auf Campingplätzen und in Hostels, ab und zu auch in Holiday Parks (also Campingplätze mit den Annehmlichkeiten eines Hostels, wie Küche, Dusche, etc.).
Neuseeland ist das perfekte Reiseland
Neuseeland ist, was die Infrastruktur für Reisende betrifft, meine persönliche Nummer Eins. Auch wenn die Gegenden manchmal dünn besiedelt sind, es mangelt niemals an öffentlichen Toiletten, Übernachtungsmöglichkeiten, Informationszentren und allem, was man für eine stressfreie Reise benötigt, wenn man sich ein bisschen vorbereitet (Lebensmittel, Benzin, etc.).
Das Department of Conservation (DOC), der öffentliche Dienst Neuseelands, der für den Erhalt der Natur und des kulturellen Erbes zuständig ist, sowie auch die einzelnen Bezirke beider Inseln leisten tolle Arbeit, was die Bereitstellung von Informationen und öffentlichen Einrichtungen für uns „Low Budget-Touristen“ angeht. Alles in allem also: der perfekte Ort, um seinen Traum vom Auslandsjahr/einer Auszeit, auf dem vielleicht schönsten Fleckchen der Erde, wahr zu machen.
Mein Anliegen
Wie schon gesagt, ich schreibe diesen Beitrag nicht um euch von der Schönheit der Insel und all seinen Vorzügen zu berichten, das haben bereits Andere vor mir getan und dem ist nichts hinzuzufügen. 🙂 Hier kommt mein ABER und die große Bitte, an alle Reisende und solche, die es noch werden:
Ich bin auf kaum einem Campingplatz und in keinem Hostel gewesen, wo ich nicht Zeuge von Respektlosigkeit bzw. Ignoranz anderer Reisender geworden bin. Es ist beschämend mit anzusehen, wie viele Touristen auf der „Nach-mir-die-Sintflut“-Welle reiten. Auch wenn das Land, im Gegenteil zu vielen anderen Orten auf dieser Welt, noch viele Freiheiten bietet – auch hier gibt es Regeln. Und es gibt sie aus gutem Grund, denn der Ruhm Neuseelands als Backpacker-Paradies, fordert seinen Tribut. Zwar fördert der Tourismus das Land maßgeblich, wir tragen aber auch im großen Maße dazu bei, limitierte Ressourcen nicht verantwortungsbewusst zu nutzen und die Natur nicht so zu hinterlassen, wie wir sie vorgefunden haben.
Die Manieren zu Hause vergessen
Kein Wunder, dass wir nicht unbemerkt bleiben, denn jedes Jahr besuchen mehr Menschen das Land, als Neuseeland Einheimische hat. Leider scheinen Touristen dazu zu tendieren, ihre Manieren zu Hause zu lassen. Was man „daheim“ nie tun würde, scheint aus irgendeinem Grund auf Reisen o.k. zu sein. Auch wenn nicht jede Regel logisch und manche eventuell sogar unnötig erscheinen: Bitte respektiert sie, wie ihr das zuhause auch tun würdet (für einige konkrete und sehr anschauliche Beispiele, bitte ganz ans Ende scrollen).
Denn die Ignoranz Vieler hat Konsequenzen, die sich in einer Abwärtsspirale drehen: Anstelle von Selbstverantwortung wird es mehr Regeln und strengere Kontrollen geben, mehr Einschnitte in der Reise-Freiheit und weniger Möglichkeiten das Land auf eigene Faust zu entdecken. Auch die berühmte Freundlichkeit des Kiwi-Guy hat (verständlicherweise) seine Grenzen, nach der ein oder anderen negativen Erfahrung mit Reisenden die sich verhalten, als wären sie allein auf der Welt.
In den beliebtesten Reise-/Camping Apps für Neuseeland finden sich leider bereits viele negative Einträge und Kommentare, die sich zweifelsohne und namentlich auf europäische Touristen, vornehmlich Backpacker beziehen…
Meine Bitte an euch
Bitte, liebe Mitstreiter und zukünftige Entdecker, geht mit gutem Beispiel voran: Seid respektvoll und verantwortungsbewusst gegenüber der Natur, euren Mitreisenden und den Menschen, die hier leben, damit noch viele Generationen nach uns die Gelegenheit haben, dieses tolle Land zu entdecken. Wenn wir uns benehmen, als wären wir zu Gast bei Freunden, werden wir auch entsprechend willkommen geheißen. Im Grunde also: ganz einfach! 🙂
Ich möchte diesen Beitrag gerne mit einem Zitat schließen, dessen Ursprung ich nicht eindeutig ausmachen konnte, das euch aber auf eurer Reise hin und wieder begegnen könnte:
„Take nothing but pictures. Leave nothing but footprints. Kill nothing but time.“
Vielen Dank, dass ihr euch Zeit genommen habt, den Beitrag zu lesen – ich wünsche uns allen weiterhin und auch zukünftig tolle Abenteuer, einzigartige Erlebnisse und eine sichere Reise!
Beispiele
Müll
Viele Campingplätze (vor allem sehr günstige oder sogar kostenlose) haben keine Mülleimer vor Ort. Sie sind oft abgelegen und die Abfuhr wäre unverhältnismäßig teuer. Bitte nehmt euren Müll wieder mit und entsorgt ihn am nächsten öffentlichen Mülleimer oder einer der vielen „Müllstationen“. Das kommt nicht nur der Umwelt zugute, sondern auch den Campern, die nach euch auf diesem Platz sind.
Wildlife/Natur:
Mit etwas Glück und Geduld kann man in Neuseeland noch eine Vielzahl wilder Tiere in ihrer natürlichen Umgebung beobachten. Das ist toll und etwas ganz Besonderes, vor allem weil keine Käfige und Zäune die Sicht versperren. Doch bitte: respektiert die Tiere und haltet genug Abstand um sie nicht zu stören. Sie brauchen keine Streicheleinheiten und auch kein Futter von uns. Diese Tiere befinden sich in ihrem natürlichen Umfeld und sind nicht für uns da, damit wir ein extravagantes Selfie machen können… Manche Strände kann man zum Beispiel nur zu bestimmten Uhr- oder Jahreszeiten besuchen, um die Brut nicht zu stören und zum Schutz der Tiere wird immer um einen Mindestabstand gebeten.
Toiletten
Für Reisende auf dem Weg sind kostenlose, öffentliche Toiletten nicht schwer zu finden und jeder öffentliche Campingplatz hat mindestens eine. Wer aber doch einmal in einem Gebiet ohne Zugang zu einer Toilette unterwegs sein sollte, der findet hier einen Hygiene-Leitfaden zum Schutz von Mensch und Umwelt: www.doc.govt.nz
Camping-/ Übernachtungsgebühren
Viele Übernachtungsmöglichkeiten funktionieren auf Vertrauensbasis mit Selbst-Registrierung, abgelegene Campingplätze, manchmal auch Holiday Parks und Hostels außerhalb der „Öffnungszeiten“, bzw. wenn niemand an der Rezeption ist. Man bezahlt zum Beispiel auf Campingplätzen an eine „Honesty“-Box, oder in Holiday Parks auch am nächsten Morgen, wenn die Rezeption wieder besetzt ist. Manche Plätze werden täglich, oder stichprobenhaft kontrolliert, andere nicht. Aber egal ob kontrolliert wird, oder nicht, bitte bezahlt eure Gebühren. Aus Fairness und Respekt gegenüber Anderen (die bezahlt haben) und zum Erhalt des Systems, das eigentlich wunderbar funktioniert und einem die Freiheit lässt, nicht an bestimmte Check-In Zeiten gebunden zu sein.
Lagerfeuer
Offene Feuer sind wegen der Brandgefahr vielerorts (Strand/Campingplatz) nicht erlaubt. Es ist oft sehr windig und die Gefahr einer Ausbreitung sollte nicht unterschätzt werden. Wer nicht auf das Erlebnis „romantisches Lagerfeuer“ in Neuseeland verzichten will: Es gibt extra ausgewiesene Stellen/Campingplätze, an denen Lagerfeuer erlaubt sind!
Ordnung/Sauberkeit/Nachtruhe
Egal wo man übernachtet oder öffentliche Einrichtungen benutzt, niemand freut sich hinter jemand anderem her aufräumen/putzen zu müssen, oder gemeinschaftlich genutzte Bereiche „unordentlich“ vorzufinden. Kein Thema, wenn wir alles so hinterlassen, wie wir es vorgefunden haben (oder besser :)) und ein wenig Rücksicht auf unsere Mitmenschen nehmen.
Liebe Jeannine,
vielen Dank für diesen tollen Gastbeitrag. Ich hoffe, dass ihn viele Leute lesen und er somit zu mehr Respekt auf Reisen und zum Erhalt der wunderschönen Natur Neuseelands beiträgt.
Hab noch eine schöne Zeit im Kiwiland! 🙂
Liebe Grüße
Johanna
Das stört mich leider generell beim Reisen immer sehr. Ähnliches habe ich vor ein paar Jahren auf Island auch ganz extrem bemerkt; und der boomende Tourismus dort hat das in den letzten zwei Jahren sicherlich nicht besser gemacht.
Reisen ist etwas sehr schönes und ich verstehe absolut, dass gewisse Ziele so beliebt sind, aber man sollte halt auch einfach das Land, die Natur und die Einwohner (egal ob Mensch oder Tier) achten…
Hi Christine,
vielen Dank für deinen Kommentar. Das sehe ich auch so. 🙂
LG Johanna
Dem ist nichts hinzuzufügen!
Toller Artikel, danke für deine Mühen!
Hoffentlich lesen und verinnerlichen auch diejenigen unter den Lesern den Inhalt, denen er leider gewidmet werden musste…
Ja, das hoffen wir. 🙂 Vielen Dank für deinen Kommentar, Markus.
LG Johanna
Ich habe das gegenteil erlebt! Sehr rücksichtvolle reisende und kaum müll verursacht durch touristen.
Ich war positiv überrascht
Das freut mich zu lesen! Ich glaube auch, dass sehr viele sehr rücksichtsvoll und achtsam sind. 🙂 Der Artikel hier ist mehr für die schwarzen Schafe unter den Reisenden. 😉
LG Johanna
Liebe Jeannine, Dein Artikel spricht mir aus dem Herzen. Ich habe auch in Neuseeland rücksichtslose Touristen erlebt. So z.B. eine DEUTSCHE Familie am Leuchtturm von Moeraki, wo man NOCH Pinguine beobachten kann. Sie waren sehr laut, lachten über den Pinguin, der seine Notdurft verrichtete und ahmten laut seine Laute nach. Ich war sauer und habe sie darauf angesprochen. Wie erwartet, bekam ich nur zur Antwort, ich solle sie in Ruhe lassen, was mich das anginge.
Ich beobachte ja auch hier in Deutschland, dass die Menschen immer egoistischer werden, viele denken nur noch an sich und ihre eigenen Vorteile, ohne Rücksicht und Mitdenken. Vielleicht stimmt ja die Aussage, dass Menschen nur, wenn es ihnen schlecht geht, zusammen halten. Uns geht es anscheinend zu gut…
Kia Ora
Bin gerade vor 3 Wochen, nach einem 6-wöchigem Urlaub mit Wohnmobil, aus Neuseeland zurück gekommen. Musste feststellen (im Vergleich zu meinem Urlaub dort 2004 und 2013) dass es immer mehr Neuseeländer gibt, die gern auf Touristen verzichten würden aber gleichzeitig auch wissen, dass diese viel Geld ins Land bringen.
Auch „das Kapital“ hat Neuseeland als profitable Investition entdeckt. Wohnmobilmieten sind dieses Jahr ungefähr doppelt so teuer als noch 2013. Leider betätigt sich auch der Staat als „Trittbrettfahrer“ beim kassieren. Teilweise sind die DOC-Campgrounds bis zu 200% im Übernachtungspreis, ohne Zusätzliche oder veränderte Ausstattung, gestiegen.
Es hat den Anschein, dass man über hohe Preise die Anzahl der Touristen begrenzen möchte.
Trotz allem, das Land ist immer noch eine Reise wert und wer es kann sollte die Möglichkeit nutzen. Wer mit „begrenztem Budget“ reist kann es sich in Zeiten der Vor- oder Nachsaisson noch leisten.
Seltsam, ich habe ganz andere Erfahrungen, wenn man dem Kiwi nicht in Kram oder die Nase nicht passt…. denkt er selbst in höheren Positionen von Behörden sich nicht an Gesetze halten zu müssen.
Meiste deutsche Ausgewanderte, die ich hier getroffen habe, Menschen mit Problemen sich an Regeln halten zu müssen und denken sie können hier tun und lassen, was sie wollen, keinerlei Werte mehr geschweige denn ansatzweise Anstand.
Mit den Generationen vor unserer und Beamten vom Parlament mache ich die einzigen guten Erfahrungen paar Einheimischen … Rest Ergebnis ungezogener Kinder, die nie Grenzen gesetzt haben bekommen und vollkommen ausflippen und durchdrehen, wenn man auf Einhaltung gewisser Grenzen besteht. Wenn du nicht nice bist wie eine Behörde sich das wünscht denkt diese sich nicht mehr an Gesetze halten zu müssen, medizinisches Personal lässt einen eiskalt verrecken oder wendet gleich brutalst Gewalt an … entweder man ist super nice oder das wortwörtlich brutalste Gegenteil, von Sicherheitspersonal mit Kopf nach unten rausgeschleift und an Grünstreifen auf der Straße geschmissen werden, wer nachdem er Opfer von einer Sexualstraftat geworden ist Probleme mit selvstverletzendem Verhalten hat.
Ich hege keinerlei Sympathien hier für deren „nice“, weil der Gegenpart absolut daneben ist, es existieren nur Extreme, in der jungen Generation herrscht Dekadenz und ich kann Ministern Briefe schreiben, weil sich Menschen in Behörden wie 5-Jährige aufführen „Ich habe meinen Namen im letzten Telefonat schon gesagt, sage ihn dir nicht nochmal“. Solche Früchtchen gehören suspendiert und ihnen erstmal Grundreglen von Anstand und Höflichkeit beigebracht.