Zwischen Arbeit und Reisen: Ein Erfahrungsbericht

Arbeiten und Reisen Erfahrungsbericht

Gastbeitrag von Madeleine von Unterwegs in der Welt

Nach dem Abitur war ich ziemlich ratlos. Studium? Ausbildung? Keine Ahnung, was ich wirklich wollte. Fest stand nur, dass ich mich nicht direkt in den nächsten großen Schritt stürzen wollte, ohne mir sicher zu sein. Meine Mutter brachte mich schließlich auf die Idee: „Warum nicht einen Freiwilligendienst machen? Probier dich aus, tu etwas Gutes und finde heraus, was dir liegt!“ Und genau das habe ich gemacht.

Du willst neue Erfahrungen sammeln, aber nicht direkt ins Ausland? Warum Work and Travel in Deutschland eine spannende Alternative ist, erfährst du hier: Work and Travel: Deutschland bietet mehr, als du denkst!

Für mich bedeutete „Work und Travel“ nicht zwingend, für Geld zu arbeiten. Oft war die Bezahlung in Form von Unterkunft und Verpflegung. Mit dieser Einstellung bin ich gestartet – zunächst in Deutschland, später im Ausland. Hier erzähle ich dir von meinen persönlichen Erfahrungen mit Freiwilligenarbeit und warum sie mich nicht nur als Mensch, sondern auch in meinem Lebensweg geprägt haben.

Warum überhaupt Arbeiten und Reisen?

Nach dem Abitur wollte ich vor allem eines: Zeit gewinnen, um herauszufinden, was ich mit meinem Leben anfangen wollte. Ich hatte kein klares Ziel vor Augen, weder Studium noch Ausbildung sprachen mich an. Gleichzeitig wollte ich aber nicht einfach nur zu Hause sitzen. Die Idee, Freiwilligenarbeit zu leisten, schien mir eine gute Kombination aus Abenteuer und sinnvollem Tun zu sein. Es bot mir die Chance, mich auszuprobieren, neue Menschen und Lebensweisen kennenzulernen und gleichzeitig etwas zurückzugeben.

Ein weiterer Grund war das Geld. Längere Reisen ins Ausland waren finanziell kaum drin, also suchte ich nach Alternativen. Freiwilligendienste und Plattformen wie Workaway oder „Wohnen gegen Hand“ boten die perfekte Lösung: Unterkunft und Verpflegung gegen Mithilfe – und dabei neue Erfahrungen sammeln. Der Gedanke, dass Arbeit nicht nur Geld, sondern auch andere wertvolle Dinge wie Wissen, Kontakte oder Kultur bringen kann, hat mich fasziniert.

Meine ersten Schritte: Freiwilligenarbeit in Bayern

Da ich zunächst zu spät dran war, um ins Ausland zu gehen, entschied ich mich, erst einmal innerhalb Deutschlands zu starten. Mein Gedanke: „Was ist am weitesten weg von Schleswig-Holstein?“ – die Antwort war Bayern. Und so begann mein Abenteuer.

Zum ersten Mal war ich komplett auf mich allein gestellt. Ich hatte meine erste eigene kleine 1-Zimmer-Wohnung, musste mein Geld sorgfältig einteilen und mich selbst organisieren. Das war ein Sprung ins kalte Wasser, aber genau das, was ich gebraucht habe. Diese Erfahrung hat mir geholfen, selbstständiger zu werden und das Leben aus einer neuen Perspektive zu sehen.

Freiwilligenarbeit in Bayern

Wie habe ich meine Jobs gefunden?

Die Suche nach Jobs war für mich anfangs eine echte Herausforderung, aber mit der Zeit habe ich einige Methoden entdeckt, die super funktionieren. Besonders hilfreich waren für mich:

Plattformen wie Workaway: Hier findest du alles von Tierpflege über Gartenarbeit bis hin zu kulturellen Projekten.

Facebook-Gruppen wie „Wohnen gegen Hand“ oder „Urlaub gegen Hand“: Eine einfache Möglichkeit, mit Gastgebern in Kontakt zu treten.

Netzwerke und Freunde: Einfach im Freundeskreis erzählen, was man vorhat. Manchmal ergibt sich daraus ein wertvoller Kontakt. Auch Vereine oder Kirchen haben oft Partnerorganisationen im Ausland.

Am meisten erstaunt hat mich, wie oft sich über Freunde von Freunden etwas ergeben hat. Beispielsweise erfuhr ich von einem Freiwilligenjob in Mexiko, der mein Leben nachhaltig prägen sollte.

Wie wichtig sind Sprachkenntnisse?

Das kommt ganz auf die Arbeit und das Land an. In Mexiko war ich bei einer Familie, die weder Englisch sprach noch gut Deutsch konnte. Und ich? Ich konnte damals überhaupt kein Spanisch.

Am Anfang war das natürlich eine riesige Herausforderung. Unterhalten konnte ich mich kaum. Aber weißt du was? Mit Händen, Füßen und ein bisschen Humor geht mehr, als man denkt. Außerdem lernt man so eine Sprache oft schneller, weil man gar keine andere Wahl hat. Heute kann ich Spanisch und habe mein Englisch nebenbei auch verbessert. Sprachkenntnisse sind also hilfreich, aber nicht zwingend notwendig.

Freiwilligenarbeit im Ausland: Meine Erfahrungen

Katzenparadies in Mexiko

In Mexiko habe ich auf einer Katzenstation gearbeitet. Meine Aufgaben waren vielseitig: morgens die Tiere füttern, den Garten ablaufen, Katzenkot aufsammeln und sicherstellen, dass alles sauber ist. Dazu gehörte auch, Kissen und Decken zu kontrollieren und bei Bedarf zu wechseln. Ein wichtiger Teil war auch, die Katzen zu sozialisieren und auf Krankheiten zu achten. Medikamente zu geben und die Brunnen zu reinigen, gehörte ebenfalls dazu. Natürlich blieb auch viel Zeit für Streicheleinheiten. Es war unglaublich bereichernd, mit so vielen Tieren zu arbeiten und zu sehen, wie sie durch unsere Hilfe aufblühten.

Arbeiten mit Katzen in Mexiko

Hundeabenteuer in Schweden

In Schweden war die Arbeit ganz anders. Ich lebte auf einer ländlichen Farm mit Schlittenhunden. Neben der Arbeit mit den Tieren half ich auch, Gästen ein unvergessliches Erlebnis zu bieten: Hundetrekking, Schneemobilfahrten oder Schneeschuhwanderungen standen auf dem Programm.

Es war eine einzigartige Mischung aus harter Arbeit – wie Zimmer reinigen und Hunde füttern – und purer Naturverbundenheit. Die Abende am Kaminfeuer, umgeben von einer verschneiten Winterlandschaft, werde ich nie vergessen.

In Schweden mit Hunden arbeiten

Leben in einer mexikanischen Familie

Ein weiteres Highlight war meine Zeit bei einer mexikanischen Familie. Das Familienleben war so anders als in Deutschland: spätes Abendessen gegen 21 Uhr, Frühstück oft erst um 11. Die Familie war sehr eng verbunden, oft waren auch die Großeltern dabei, und wir gingen häufig zusammen essen. Diese Herzlichkeit und das Gemeinschaftsgefühl haben mich tief beeindruckt. Gleichzeitig habe ich gelernt, wie unterschiedlich Alltagsstrukturen sein können.

Deutsche Schule in Mexiko-Stadt

An der deutschen Schule in Mexiko-Stadt zu arbeiten, war für mich ein Augenöffner. Im Gegensatz zu Deutschland war der Kindergarten dort viel strenger strukturiert: Die Kinder saßen oft lange am Tisch und arbeiteten an Arbeitsblättern. Das hat mir gezeigt, wie unterschiedlich Bildungssysteme sein können – und wie viel Freiraum Kinder in Deutschland genießen.

Housesitting: Die perfekte Alternative

Housesitting war für mich ein großer Kompromiss zwischen Reisen und Arbeiten. Ich konnte in verschiedenen Ländern wie den USA, Mexiko und England wohnen, ohne hohe Kosten für Hotels oder Airbnbs zu haben. Besonders toll fand ich, dass die Aufgaben oft flexibel waren: Katzen füttern, Hunde ausführen, Pflanzen gießen.

Mit Hunden bist du oft aktiver, kannst wandern gehen und bist nicht so allein. Katzen hingegen geben dir die Freiheit, deinen Tag unabhängiger zu gestalten. Dazu kommt, dass man oft ein ganzes Haus für sich hat – ein Gefühl von Zuhause in der Ferne.

Housesitting im Ausland

Fazit: Was ich gelernt habe

Das Arbeiten und Reisen hat mir gezeigt, wie vielseitig die Welt ist und wie unterschiedlich Menschen leben. Ich habe gelernt, Herausforderungen zu meistern – sei es durch Improvisation, den Kontakt zu anderen oder einfach, indem ich die Situation angenommen habe, wie sie war. Jede Erfahrung, egal ob positiv oder negativ, hat mich stärker gemacht und meine Sicht auf die Welt erweitert.

Für jeden, der darüber nachdenkt, Work und Travel oder Freiwilligenarbeit zu machen, kann ich nur sagen: Mach es! Du wirst wachsen, neue Perspektiven gewinnen und wertvolle Erinnerungen sammeln. Es muss nicht immer alles perfekt geplant sein – oft ergeben sich die besten Erlebnisse aus dem Unerwarteten. Trau dich, aus deiner Komfortzone auszubrechen, und lass dich überraschen, wohin dich der Weg führt.

Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung von Madeleine von Unterwegs in der Welt.

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