Lost auf Waiheke Island in Neuseeland
|Auf Reisen erlebt man oft ganz spezielle Momente, die man nie mehr vergisst. Sei es, weil sie besonders schön, intensiv, aufregend oder vielleicht auch schlecht waren. Auf meinen Reisen habe ich natürlich auch viele solcher Momente erlebt und beim Durchstöbern meines Reisetagebuchs aus Neuseeland, habe ich diesen besonderen Moment auf Waiheke Island gefunden, den ich hier mit dir teilen möchte.
Mein ganz spezieller Reisemoment auf Waiheke Island, Neuseeland
Um 19:30 Uhr setzte ich mit der Fähre von Auckland nach Waiheke Island über. Es regnete und die Sonne ging unterwegs unter. Trotz des Regens sah man den Sonnenuntergang, eigenartig und einzigartig.
Am Hafen in Waiheke Island stieg ich dann in einen der beiden Busse, die dort bereitstanden. Ich hatte keine wirkliche Ahnung wo ich hin musste, daher fragte ich den Busfahrer, ob er zu dem Backpackers führe. Besser gesagt, ich hielt ihm die Adresse unter die Nase und sagte ihm, dass ich da hin wollte. Er meinte, dass er in der Nähe halten würde und ich nur die Straße hochlaufen müsste. Ich bat ihn darum mir zu sagen, wo ich aussteigen müsste. Er versicherte mir, dass das kein Problem wäre.
Natürlich vergaß er es.
Der Mann am Telefon, der Mann von dem Hostel, hatte gesagt, dass ich auf keinen Fall eine spätere Fähre als die um 19:30 Uhr nehmen könnte, weil die Büroöffnungszeiten des Backpackers Hostels nur bis 20:00 Uhr wären und er schon extra bis 20:30 Uhr auf mich warten würde, bis ich von der Fähre in dem Hostel ankommen würde.
Gut, hatte ich also diese Fähre genommen, hatte dann den Bus genommen und mich dem Busfahrer anvertraut. Um 20:30 Uhr sah ich auf die Uhr und ich saß immer noch in dem Bus. Draußen war alles dunkel und ich hatte keine Ahnung wo ich war. Ich war extrem unruhig, stand bei der nächsten Haltestelle auf und lief nach vorne. Da fiel es dem Fahrer wieder ein.
„Oh, sorry, you wanted to get off at bla bla bla, I’m so sorry. I forgot …“
Ok, macht nichts, wie komme ich da bitte hin wo ich hin will?
„Just walk back up the hill and then turn right…“ Oder left, ich hatte es sofort wieder vergessen.
Es regnete, es war dunkel und ich war irgendwo, wo ich nicht sein wollte und versuchte da hinzukommen, wo man ungeduldig auf mich wartete.
Ich ging also mit meinem schweren Rucksack zurück den Hügel hinauf. Angestrengt hielt ich nach Straßen Ausschau, die abzweigten, weil ich ja irgendwo einbiegen sollte. Natürlich gab es da Straßen, aber ich sollte ja erst oben auf dem Berg in eine einbiegen. Ich überlegte mir was ich tun sollte, wenn ich das Hostel nicht finden würde. Ich überlegte mir ernsthaft, ob ich an einer Tür klingeln und mir den Weg nochmal genau beschreiben lassen sollte…
Doch dann geschah etwas. Ein Auto hielt an, eines der wenigen die vorbeifuhren. Ich blieb stehen und zögerte. Ein junger Mann saß in dem Auto, er hatte die Fensterscheibe heruntergelassen und sagte etwas. Ich verstand ihn nicht. Kurz schoss mir der Gedanke durch den Kopf, dass er vielleicht der Typ von dem Hostel war und so ungeduldig auf mich wartete, dass er losgefahren war, um mich zu suchen …
Ich ging zum Fenster.
„Need a lift?“
Natürlich war der Mensch nicht von dem Hostel, so ein blöder Gedanke auch.
Eigentlich wollte ich nicht, man steigt schließlich nicht bei Dunkelheit in Autos fremder Männer. Ich wollte aber auch nicht nein sagen. Ich hielt ihm einfach meinen nassen BBH Guide hin und zeigte auf die Adresse.
„I need to go there, do you know where that is?“
„Eh yeah, I think it’s just around there…“
Er deutete nach vorne und dann in irgendeine Richtung. Dann sah er mich wieder an.
„Jump in.“
Ich stand klatschnass im Regen und rührte mich nicht, ich grinste ihn nur an, er grinste zurück. Er musste verdammt nochmal gemerkt haben, dass ich das eigentlich für keine gute Idee hielt. Aber es war verdammt nochmal total nass und ich hatte überhaupt keine Ahnung wo ich hin musste und ich sagte ok.
Ich schmiss meinen Rucksack auf den Rücksitz und stieg vorne ein. Sein Name war Carl und er fuhr mich zu meinem Hostel.
Ich bedankte mich, nahm meinen Rucksack und bedankte mich nochmal. Er lächelte nur und meinte, dass das schon ok sei. Dann fuhr er weg und ich ging ins Backpackers.
Was soll ich sagen, ich hätte den Weg nie im Leben gefunden. Das war mehr als nur den Hügel rauf und dann rechts. Und es war weit, ich hätte sicher 15 min gebraucht, wenn ich den Weg sofort gefunden hätte und das hätte ich auf keinen Fall.
Ich machte mir viele Gedanken über diese Begegnung. Ich weiß, dass es eigentlich leichtsinnig von mir gewesen war in dieses Auto zu steigen, aber wer weiß ob es nicht viel leichtsinniger gewesen wäre weiterhin bei Dunkelheit und schlechtem Wetter herumzuirren. Carl hatte angehalten, um mir zu helfen und ich überlegte mir, was gewesen wäre, wenn er nicht vorbeigekommen wäre.
Danke, dass ich erleben durfte, dass es Menschen gibt, die einfach nur helfen wollen und einfach Engel sind.
Nachtrag (6.5.2016): Diese kleine Geschichte passt wunderbar zu Arianes Blogparade Reisebegegnungen. Mit diesem Beitrag von meiner Reisebegegnung auf Waiheke Island in Neuseeland nehme ich also gerne an ihrer Blogparade teil.
Sehr schöner Artikel, bitte mehr davon !
Danke Konsti! 🙂
Uff, gut, dass das noch glatt gegangen ist 🙂 Schön, dass dich sozusagen jemand gerettet hat 😉 Danke für die Teilnahme an meiner Blogparade!
Gerne 😀
Tolle Geschichte. Ich hatte – allerdings in Deutschland – ebenfalls eine Situation, in der ich bei einem Fremden mitfuhr. Am Ende war es eventuell leichtsinnig, aber in dem Moment wusste ich mir nicht anders zu helfen. Deshalb konnte ich mich gerade in deinem Text wiederfinden.
Anneke ♥
Hallo Anneke,
wow, dann hast du also auch so eine ähnliche Erfahrung gemacht. Das würde mich ja jetzt schon interessieren, wie die Geschickte genau ablief. Oder kann man dass vielleicht in deinem Blog nachlesen?
Es stimmt schon, dass so eine Aktion ein bisschen leichtsinnig ist, aber manchmal weiß man sich halt wirklich nicht anders zu helfen. Und am Ende ist es unglaublich schön festzustellen, was es für nette hilfsbereite Menschen auf dieser Welt gibt! 🙂
LG Johanna