Wie ich das Northland in Neuseeland mit anderen Augen sah
|Während meiner einjährigen Neuseelandreise bin ich dreimal ins Northland gereist, einmal ganz am Anfang, dann mittendrin und einmal ganz am Ende. Es war dreimal das gleiche Reiseziel und dennoch war jede Reise anders und vor allem die letzte etwas ganz Besonderes. Woran das lag? Eindeutig an den Menschen, mit denen ich gereist bin und die ich unterwegs getroffen habe. Aber lest selbst.
Eigentlich wollte ich darüber schreiben, wie Menschen einen Ort zu etwas ganz Besonderem machen können und dass Begegnungen mit Menschen auf Reisen für mich deshalb viel wichtiger sind, als nur einen Reiseziel anzusehen und Fotos davon zu machen, um anschließend sagen zu können, dass ich da war. Weil ich aber irgendwie nicht auf den Punkt gekommen bin und umständlich im Kreis geschrieben habe, ohne das Thema wirklich zu treffen, ist am Ende dieser Post hier über meine drei Reisen in das Northland in Neuseeland entstanden.
Die erste Reise ins Northland
Als ich das Northland zum ersten Mal besuchte war ich alleine unterwegs. Wenige Wochen zuvor war ich in Neuseeland angekommen, die Reise ins Northland war der erste Trip raus aus Auckland. Ich übernachtete in einem Hostel in Paihia in der Bay of Islands und von dort aus machte ich Ausflüge nach Russell sowie mit einer Bustour zum Ninety Mile Beach und Cape Rienga, dem nördlichsten Punkt Neuseelands. Das Pflichtprogramm eben, um alles gesehen zu haben. Ich war überhaupt erst ins Northland gefahren, weil ein Bekannter aus Auckland gesagt hatte: „Dir wird es dort gefallen.“
Mir hatte es nicht besonders gefallen. Ich meine, es war okay, aber es hat mich nicht umgehauen.
Eine neue Chance für das Northland in Neuseeland
Danach war ich noch zweimal im Northland. Eigentlich wollte ich dort gar nicht mehr hin. Schließlich kannte ich es schon und ich fand es ja nicht so berauschend. Aber mich fragten eben Freunde, ob ich mitwollte. Also warum nicht. Bei dem zweiten Trip war alles schon ein bisschen besser, es kam wahrscheinlich durch die Reisepartner, ein Mädel und zwei Jungs aus England. Nette Freunde, die ich in Auckland im Hostel kennengelernt hatte.
Die dritte Reise ins Northland übertraf allerdings alles. Das gleiche Reiseziel, die gleichen Orte, die ich bei den vorherigen Besuchen so öde fand und noch ganz viel neue Plätze und Fleckchen, die ich vorher nicht kannte. Dieser Trip war so unglaublich, dass ich ihn nie vergessen werde.
Trotzdem kann ich davon eigentlich gar nicht so viel erzählen, weil ich die ganzen Namen der kleinen Orte im Nirgendwo schon wieder vergessen habe. Das passiert mir immer, wenn ich nicht selber die Route organisiere und mich einfach nur mitschleifen lasse. Aber trotzdem, es war mit das beste Erlebnis in Neuseeland, von dem ich noch viele Bilder im Kopf habe, mehr als echte Fotos. Ich mache nämlich nicht gerne Fotos, sondern genieße am liebsten einfach nur den Augenblick.
Der beste Trip in Neuseeland
Diese dritte Reise war mein letzter Trip in Neuseeland und wahrscheinlich mit der Beste. Er dauerte nur eine Woche und fand kurz vor meiner Abreise nach Europa über Australien und Korea statt. Aber was war eigentlich so speziell an dieser dritten Reise ins Northland? Es waren die Leute, mit denen ich unterwegs war und die ich auf dem Trip treffen durfte, würde ich sagen.
Wir waren zu siebt, zwei Mädels, vier Jungs und ein Hund. Kadek und Denny kamen aus Bali, Sam aus Kaschmir, Ben aus Australien, Kasia aus Neuseeland und Bayley der Hund, ebenfalls aus Neuseeland. Ach so, ich war natürlich auch dabei. Ich war die Exotin, aus Deutschland. Kasia sagte immer lachend: „Du bist die einzig „Weiße“ unter lauter „Braunen“. Sie war nämlich Maori und Ben der Australier war mütterlicherseits Aborigine.
Da es sich bei der Truppe nicht um Backpacker handelte, hatten sie vorher wenig Kontakt zu Europäern und fanden mich generell faszinierend, weil sie dachten, dass so halt alle Europäer sein müssten, was ich persönlich ein bisschen unangenehm fand, da ich nun wirklich kein Prototyp und nicht besonders repräsentativ bin. Aber gut. Es war eine interessante und vor allem sehr neue Situation für mich.
Aber wie haben die mich eigentlich aufgegabelt? Als ich in Australien war, hatte ich über einen australischen Freund Ben kennengelernt. Dieser wiederum war mit Kadek befreundet, dessen kleiner Bruder Denny war. Kasia war Dennys Freundin und Sam ein Kommilitone der beiden. Bayley war Kasias Hund. Alle, bis auf Ben und mich, lebten in Neuseeland. Ich war ja nur als Backpacker dort und Ben eben zu Besuch aus Australien. Durch ihn kam ich dazu, bei dem Roadtrip mitzufahren.
Die Reise ging ins Northland, Kasias Heimat. Dort lebten ihre Verwandten, von denen sie einige hatte. Wir waren mit zwei Autos unterwegs, hatten etliche Surfbretter im Gepäck, die auf das Dach des einen Autos gespannt waren. Ben und Denny waren leidenschaftliche Surfer und Kasia versuchte ihr Glück mit den Wellen, genauso wie ich hin und wieder. Außerdem hatten wir noch eine Gitarre im Gepäck, auf der Denny und Kadek gerne spielten und dazu sangen. Am liebsten Lieder von Ben Harper und Jack Johnson.
Wir besuchten Kasias Familie bei einem Familientreffen. Dort wurden wir von den Maori zu einem Hangi eingeladen, einem traditionellen Maori-Essen. Das Beisammensein war einmalig. Wir übernachteten auf Campingplätzen, bei Verwandten von Kasia in gemütlichen Häusern auf Maori-Land und in Hostels, außerdem besuchten wir einen Freund auf einem Seegelbot, der uns zum Abendessen einlud.
Kasia zeigte uns ihr Land und wo sie aufgewachsen war, die besten Strände, an denen wir ständig anhielten, um die Wellen auszuprobieren, Muscheln fürs Abendessen zu sammeln oder einfach nur zu chillen. Sie zeigte uns den besten Imbiss, an dem wir Süßkartoffelpommes aßen. Wir badeten im Meer, in Seen und sprangen in Wasserfälle.
Wir hatten eine Menge Spaß, eine unglaubliche Zeit und lernten viel voneinander. Es war der beste Trip in Neuseeland für mich!
Was ich bei meiner Reise ins Northland gelernt habe
Nur weil ein Reiseziel beim ersten Mal blöd war, heißt es nicht, dass es generell nichts ist. Ich habe gelernt, dass man ein und denselben Ort mit ganz anderen Augen sehen kann. Das hängt zum einen von einem selber ab und zum anderen auch von den Leuten, die einem diesen Ort zeigen, die man dort trifft oder mit denen man unvergessliche Momente erlebt.
Ich habe gelernt wie es ist anders als der Rest zu sein, eine Exotin, und trotzdem herzlich aufgenommen zu werden und eine großartige Zeit mit fremden Menschen zu haben. Viele Momente dieses Trips lagen ganz eindeutig außerhalb meiner Komfortzone, aber genau diese Erfahrungen waren am Ende so besonders und haben für diese bleibende Erinnerung gesorgt. Schließlich müssen nicht alle Erfahrungen außerhalb der Komfortzone schlecht sein.
Es ist unheimlich wichtig sich auf Reisen anderen Menschen zu öffnen und ihnen die Chance zu geben einem Dinge zu zeigen, seien es Orte, ihre Kultur oder was Akzeptanz, Gastfreundschaft und Herzlichkeit bedeutet. Es ist eine großartige Erfahrung sich nicht nur mit anderen Backpackern zu beschäftigen, sondern sich unter die Einheimischen zu mischen und sich von ihnen das Land, das Essen und die Kultur zeigen zu lassen. Authentischer geht es nicht und die Erfahrungen und Erinnerungen sind die Besten.
Außerdem habe ich mal wieder gelernt bzw. bin daran erinnert worden, dass Surfen einfach nicht das Gleiche wie Snowboarden ist… Als Snowboarder kann man leider noch lange nicht surfen… 😉
Um alles zusammenzufassen und was ich eigentlich von Anfang an sagen wollte:
Habt ihr das auch schon mal erlebt, dass die Menschen an einem Ort eigentlich viel wichtiger waren als das eigentliche Reiseziel und es erst zu etwas ganz Besonderem gemacht haben?
Liebe Johanna,
dein Beitrag löst enorm viel Fernweh in mir aus! Ich hatte dieses Jahr noch keinen richtigen Urlaub und habe bis Ende Jahr auch noch einiges zu erledigen, so dass es wohl nichts mehr mit Urlaub werden wird.
Die Fotos sind so wunderschön! Ich wäre jetzt sehr gerne dort! Das Meer fehlt mir schon sehr…
Da gebe ich dir recht, Menschen machen einen Ort zu dem was er ist. Ich würde mich nicht wohl fühlen an einem Ort, wo die Menschen unfreundlich sind, der Ort selbst aber traumhaft schön aussieht.
Viele liebe Grüße
Jasmin
Hallo Jasmin,
gell, die Menschen an den Orten sind voll wichtig! 🙂
Ich hatte dieses Jahr übrigens auch noch keinen richtigen Urlaub, weil ich durch den Umzug von Spanien nach Deutschland irgendwie immer noch so viel zu tun habe.
Durch den Beitrag und das Schwelgen in Erinnerungen habe ich übrigens auch wieder extrem Fernweh bekommen und habe angefangen Pläne zu schmieden bzw. mich an schöne Reiseziele zu träumen. 🙂
Bestimmt ergibt sich für uns auch bald wieder die Möglichkeit einen schönen Urlaub zu verbringen und zu verreisen. 😀
Bis dahin eine schöne Zeit zu Hause und LG
Johanna
Liebe Johanna, oh ja, es hängt stark von den Menschen ab, denen man im Urlaub begegnet, ob es ein toller Urlaub wird oder nicht. Toll, dass du dem ganzen noch eine zweite Chance gegeben hattest und somit bewiesen hast, nur wenn es einem beim ersten Mal an einem bestimmten Ort nicht gefallen hat, dies auch nicht beim nächsten Mal zutreffen muss. Wir waren ja heuer in Kroatien und unsere Nachbarn hatten uns den Urlaub regelrecht versüßt, das macht schon viel aus. Ganz liebe Grüße! Ivi
http://www.naomella.com
Hallo Ivi,
das freut mich, dass du auch schon ähnliche Erfahrungen machen konntest und so schöne Erinnerungen an eine Reise hast, weil die Menschen so nett und speziell waren, die ihr unterwegs getroffen habt! 🙂 Ich persönlich freue mich beim Reisen immer sehr darauf neue Leute kennenzulernen, weil das in meinen Augen wirklich unglaublich bereichernd ist! 😀
Ganz liebe Grüße und noch ein schönes Wochenende!
Johanna