Anti-Reisetipps in Spanien – Stiere, nein danke
|Vor einiger Zeit habe ich mal einen Artikel über Anti-Reisetipps in Janines Reiseblog gelesen. Anschließend habe ich auch an ihrer Blogparade teilgenommen, bei der es um Reiseflops und Reisetops ging. Seitdem habe ich mir auch ein bisschen Gedanken über das Thema der Anti-Reisetipps gemacht und aus aktuellem Anlass habe ich mich entschlossen, diesen Artikel über Anti-Reisetipps in Spanien zu veröffentlichen.
Spanische Kultur
Wie du vielleicht weißt, wohne ich in Spanien und finde das Land eigentlich toll. Dennoch gibt es einige Sachen, die mir nicht so ganz gefallen, und davon möchte ich heute erzählen.
In meinem letzten Artikel „Darum reise ich, warum reist du?“ habe ich das Thema „fremde Kulturen“ mal kurz angeschnitten und erklärt, dass ich neugierig auf andere Kulturen bin und sie gerne kennenlernen möchte. Es kann aber sein, dass sie mir am Ende vielleicht nicht gefallen. Und genau so geht es mir mit einem Teil der spanischen Kultur und Tradition.
Spanische Kultur = Stiere
Ich rede von den Stieren.
„Te gustan los toros?“, ist eine Frage, die einem in Spanien gestellt werden kann. Übersetzt würde das dann etwa heißen: „Gefallen dir die Stiere?“
Ja natürlich, ich habe nichts gegen Stiere, das sind tolle Tiere. Allerdings ist mit der Frage gemeint, ob einem die Stierkämpfe gefallen. Und das muss ich absolut mit NEIN beantworten.
„No me gustan los toros!“, ich bin Antitaurino (Stierkampfgegner) und deshalb sind die Stierkämpfe in Spanien und sämtliche andere Traditionen in Spanien, die mit Stieren zu tun haben, meine Anti-Reisetipps für Spanien.
Anti-Reisetipp: San Fermín in Pamplona
Damit meine ich neben den Stierkämpfen Feste wie San Fermín, das gerade in Pamplona stattfindet, was auch als Stierlauf oder Stierhatz bekannt ist. Dieses Fest halt, bei dem die Leute vor den Stieren herrennen und teilweise von ihnen aufgespießt werden. Meistens handelt es sich bei den aufgespießten Leuten um Touristen. Jetzt am Wochenende wurde z.B. unter anderem ein japanischer Tourist von einem Stier erwischt und liegt mit einer schweren Thoraxverletzung im Krankenhaus. Gelegentlich sterben auch Leute bei diesem Wettlauf mit den Stieren. Dieses Jahr bis jetzt noch nicht. Wer am Ende aber garantiert immer stirbt, sind die Stiere.
Anti-Reisetipp: Stierkämpfe
Ebenfalls jetzt am Wochenende ist ein Stierkämpfer bei einem Kampf gestorben, noch in der Arena, weil er vom Stier aufgespießt wurde, direkt ins Herz. Das tut mir natürlich leid, um das Menschenleben und für die Familie. Aber was ist dem Stier? Der wird am Ende auch umgebracht. Ich habe die Bilder im Fernsehen gesehen. Als der Stier dem Torero das Herz durchbohrte, hatte das arme Tier schon etliche Lanzen in seinem Rücken stecken und blutete.
Und es geht ja nicht nur um die Tiere, die bei den eigentlichen Stierkämpfen gequält und getötet werden. Ein Stierkämpfer lebt normalerweise auf einer riesigen Ranch, auf der er tausende von Stieren hat, mit denen er trainiert. Und trainieren heißt, er tötet die Stiere.
Ich habe mal ein Interview im Fernsehen gesehen, bei dem Risto Mejide, eine spanische TV-Persönlichkeit und ebenfalls Antitaurino, den Stierkämpfer Francisco Rivera interviewt hat. In dem Interview hat er ihn gefragt, wie viele Stiere er in seinem Leben schon getötet hat. Die Antwort des Toreros war nach einigem Zögern: „3.000.“
Falls du Spanisch verstehst, kannst du dir hier den Ausschnitt des Interviews ansehen.
Ich kann nicht verstehen, dass so eine Tierquälerei als Kultur gilt. Wirklich. Die Stierkämpfe etc. werden vom Kultusministerium geregelt. Entschuldigung, aber ich muss das Wort „primitiv“ loswerden. Wie kann es in einem so modernen und fortschrittlichen Land wie Spanien, das Teil der EU ist, so eine grausame Tradition und Kultur geben?
Viele Antitaurinos und Tierschützer in Spanien
Ich bin aber nicht die Einzige, die sich diese Frage stellt. Ich muss zur Verteidigung vieler Spanier sagen, dass es in Spanien eine große Anzahl von Antitaurinos und Tierschützern gibt, die sich dafür einsetzen, dass solche Traditionen ein Ende finden. Ein großer Erfolg der Aktivisten ist z.B. das Verbot des „Toro de la Vega“, ein Fest, bei dem jedes Jahr ein Stier brutal mit Lanzen niedergestochen wurde. Ab diesem Jahr soll es das nicht mehr geben.
Außerdem wurden vor einigen Jahren in Katalonien die Stierkämpfe verboten, auch ein Erfolg. Der Grund für das Verbot sei jetzt einfach mal dahingestellt. Einige sagen, es wurde zum Wohl der Tiere verboten, andere sagen, weil sich Katalonien mit dem Verbot mehr von Spanien abgrenzen wollte. Egal was der Grund war, ich begrüße die Entscheidung.
Meine Anti-Reisetipps für Spanien
So, nun nochmal zu meinen Anti-Reisetipps für Spanien… Ich finde, als Reisender oder Tourist sollte man diese grausame Tradition nicht unterstützen und weder einen Stierkampf besuchen, noch während San Fermín zum Stierlaufen nach Pamplona reisen etc. Pamplona ist bestimmt auch an anderen Tagen schön und es reicht, wenn man eine Stierkampfarena von außen besichtigt. Ich selber habe diese spanische Kultur nur im Fernsehen gesehen, wenn ich nicht entsetzt umgeschaltet habe. Ich hoffe, dass mir bald auch der Anblick im Fernsehen erspart bleibt, nämlich dann, wenn die Leute, die „die Stiere nicht mögen“, endlich die Oberhand gewonnen haben. Und ich bin mir sicher, dass nicht mehr viel fehlt, um das zu erreichen.
Wie stehst du zu dieser spanischen Tradition?
Oder planst du vielleicht eine Reise nach Thailand? Dann lies dir Annes Artikel über Elefantencamps in Thailand durch, um Tierquälerei auf deiner Thailandreise zu vermeiden.
Update 11.08.2016: Weil der Beitrag so schön zu der Blogparade Meine Reiseentpfehlung von Worldonabudget passt, möchte ich mit ihm gerne daran teilnehmen.
Sehr guter Artikel, Johanna.
Danke, Isolde! 😀
ich finde es super, dass du auf die Problematik zwischen Spanischer Tradition und Tierquälerei bei den Stierkämpfen aufmerksam machst liebe Johanna!
zwar bin ich weit entfernt von dieser ethisch fragwürdigen Tradition, dennoch habe ich sie natürlich schon häufiger über die Medien mitbekommen und muss sagen, dass ich das schon immer brutal erschreckend fand.
nun weiß ich zumindest, wo ich nicht nach Spanien reisen würde!
schöne Woche dir,
❤ Tina
https://liebewasist.wordpress.com/
https://www.instagram.com/liebewasist/
Liebe Tina,
das freut mich, dass du dir meine Anti-Reisetipps in Spanien zu Herzen nimmst und dort nicht hinreisen würdest! 😀
LG Johanna
Da gebe ich dir absolut recht, toller Artikel! Stierkämpfe und die Hatz der Stiere z.B. in Pamplona finde ich wirklich schrecklich, sowas kann ich überhaupt nicht anschauen… Und absolut unglaublich dass so etwas heutzutage mitten in Europa immer noch erlaubt ist. Diese Tierquälerei sollte endlich verboten werden! „Kultur“ hin oder her, Tradition rechtfertig noch lange nicht alles.
LG, Julia
Hallo Julia,
das finde ich auch. Ich bin mir sicher, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis diese Tradition ganz abgeschafft wird. In Spanien sind immer mehr Menschen dagegen, vor allem die jungen Leute. 🙂
LG Johanna
Liebe Johanna,
deine Einstellung ist super und ich bin auch gegen solche „Traditionen“.
Tiere werden leider auf der gesamten Welt, auch bei uns in Deutschland nicht artgerecht gehalten oder misshandelt oder man beutet sie aus. Bei uns in Deutschland findet es hinter verschlossenen Türen statt und man wird nur Zeuge von all diesen Misshandlungen, wenn man sich ausgiebig mit dem Thema beschäftigt. In anderen Ländern wie z.B. Spanien sind die Leute weniger zimperlich und zeigen es auf offener Straße.
In meinem Herzen bin ich ein riesen Tierschützer und ich bin so extrem, dass ich sogar das Thema Tierzucht in Frage stelle. Aber ok, ich will jetzt nicht eine riesen philosophische Diskussion vom Zaun brechen 😀
Liebe Grüße
Jasmin
Liebe Jasmin,
du hast natürlich recht, Tierquälerei gibt es auf der ganzen Welt, auch in Deutschland. Ich finde, dass die Leute auf der ganzen Welt die Tiere mehr respektieren und anständig behandeln sollten. Aber hier in diesem Artikel wollte ich mal ganz speziell auf die Spanische Kultur/Tradition aufmerksam machen, die viele Touristen eben attraktiv finden und sie somit unterstützen.
LG Johanna 🙂
Liebe Johanna,
ich finde es echt abartig, dass anscheinend so viele Touristen das toll finden oder zumindest besuchen. Ich wusste gar nicht, dass das dann doch so „beliebt“ ist. Danke, dass du speziell auf dieses Thema hingewiesen hast.
Liebe Grüße
Jasmin
Gerne, liebe Jasmin. 🙂
Hi Johanna,
iiihhh ja, Stierkämpfe fand ich auch schon immer total schlimm, auch weil ich den Sinn dahinter noch nie begreifen konnte. In Südfrankreich gibt es auch Stierkämpfe, die sind allerdings nicht blutig, sondern ein paar Stierkämpfer rennen in der Arena rum und reizen das Tier, das ihnen das hinterherrennt. Soweit ich weiß, werden diese Stiere nicht getötet, sondern meistens sogar ziemlich alt – aber ich finde auch diese Art der Kämpfe schon richtig unnötig, denn: Wozu denn??? Die armen Tiere!
Dass es bei dieser Stierhatz in Pamplona meist Touristen sind, die aufesgpießt werden, wundert mich hingegen weniger, in Chiang Mai sind es auch meist die Touristen, die es bei traditionellen Festen komplett übertreiben (und damit auch eigentlich die Tradition kaputt machen) und die dann Unfälle etc haben. Beim Neujahr zum Beispiel saufen sich die Touristen zu und fallen in den Graben, manche ertrinken. In Thailand ist es aber eigentlich unüblich, zu Feierlichkeiten überhaupt Alkohol zu trinken und ich finde immer, dass Einheimische und Backpacker zwei völlig unterschiedliche Feste feiern. Aber damit komm ich wohl vom Thema ab, sorry!
Was den Stierkampf betrifft: Bloß nicht! (Ich wusste bisher gar nicht, dass die Stiere IMMER getötet werden, pfui!)
Andere Frage: Was hältst du denn vom Jakobsweg?
Liebe Grüße, Anne
Hallo Anne,
ich finde auch, dass sich Touristen oft unnötig für Taditionen und Feste begeistern, von denen sie keine Ahnung haben und eben, wie hier in Spanien, auch noch Unheil damit anrichten, nämlich indem sie Tierquälerei unterstützen. 🙁
Ehm, den Jakobsweg bin ich noch nicht gegangen, bisher hat mich das nicht gereizt. Ich kenne aber Leute, die ihn gewandert sind, auf verschiedenen Routen, und die waren alle begeistert davon. 🙂
Überlegst du dir, den Jakobsweg zu machen?
LG Johanna
Das war mein ursprünglicher Plan für den Sommer… muss halt ausfallen und auf irgendwann verschoben werden. Ich verreise ja ganz gerne alleine, getreu dem Motto „Recht auf Alleinzeit“ und mein Mann hasst wandern, also war das ein perfektes Ziel für mich 😉 Irgendwann…
Hab deine Mail gelesen, die Antwort kommt noch, die Woche ist soooo schnell.
Grüßle!
Genau, irgendwann, nur nichts überstürzen. 😉
Freu mich auf deine Mail. 🙂
Liebe Johanna, oh cool, ich lese deinen Blog erst seit Kurzem und wusste nicht, dass du in Spanien lebst. Ich mag es auch sehr andere Kulturen kennenzulernen. Die Stierkämpfe in Spanien befürworte ich keinesfalls und grad vor paar Tagen ist ein 29. jähriger Torero gestorben. Abgesehen davon liebe ich Tiere über alles und mag es nicht wenn diese auf solch unwürdige Weise benutzt werden. Liebe Grüße Ivi
http://www.naomella.com
Liebe Ivi,
ich mag Tiere auch über alles und finde diese spanische Tradition mit den Stieren deshalb sehr traurig.
Der Tod des Toreros und das Stierlaufen in Pamplona füllen in Spanien gerade die Nachrichten und aus diesem Grund wollte ich hier im Blog endlich meine Meinung zu dem Thema loswerden.
Es freut mich zu sehen, dass viele Leser ähnlicher Meinung sind wie ich. 😀
LG Johanna
Ein sehr guter Beitrag, dem ich nur voll zustimmen kann! Ich finde es extrem beschämend, dass das Leid eines Lebewesens als „Kultur“ oder Tradition empfunden werden kann. Leider gibt es in Spanien teilweise auch noch Fiestas, bei denen auch andere Tiere, wie Esel, unglaublichem Stress ausgesetzt werden. Ich muss leider sagen, dass ich es überhaupt nicht verstehen kann wie irgendein Mensch sowas gutheißen kann!
Liebe Grüße,
Christina ♥ https://caliope-couture.com
Hallo Christina,
da hast du vollkommen recht. In Spanien gibt es leider auch Feste, bei denen andere Tiere gequält werden.
Ich glaube aber fest daran, dass das mehr und mehr abnehmen wird, weil eben immer mehr Menschen das nicht mehr gutheißen. 🙂
LG Johanna
Es ist unmöglich, dass sowas immer noch praktiziert wird. Ich liebe Spanien total, aber die Stierkämpfe sollten sie endlich abschaffen. Bin ganz bei dir!
Genau, du bringst es auf den Punkt! Tolles Land, blöde Tradition!
Hallo Johanna,
vielen Dank für die Teilnahme an unserer Blogparade. Auch wir mögen den Stierkampf so gar nicht und haben trotz zahlreicher Spanienurlaube noch nie einer solchen Veranstaltung beigewohnt. Gut dass du darauf aufmerksam machst!
Du hast sicherlich recht, wenn du sagst, dass verletzte oder getötete Menschen natürlich immer traurig sind, aber letztlich muss man sich ja auch nicht in eine solche Situation bringen. Definitiv sollte eine solche Tradition in einem fortschrittlichen Land nicht aufrecht erhalten werden!
Liebe Grüße aus Guatemala
Chris
Hallo Chris,
das freut mich, dass dir das Thema für deine Blogparade gefällt.
Ich finde übrigens auch, dass die Leute, die bei solchen Veranstaltungen verletzt werden oder sogar umkommen, selber schuld sind. Ich wollte es nur nicht so unverblümt im Beitrag schreiben…
LG Johanna
Ich finde Deinen Artikel toll. Dein Standpunkt ist klar herausgestellt, ohne die Frage der Kultur außer Acht zu lassen. Ich war einmal in Spanien und in einer Bar und es lief ein Stierkampf im Fernseher dort. War nicht schön, doch die anwesenden Spanier waren begeistert. Wir haben dann auch recht zügig ausgetrunken und sind wieder gegangen. War nicht unseres…
Vielen Dank für dein Lob! 😀
Es freut mich immer, wenn andere die Stierkämpfe auch nicht gut finden! 🙂
LG Johanna
Hi Johanna,
toller Artikel und gute Verlinkung zu den Elefanten in Thailand! Es sollten eigentlich alle so denken wie wir. In Deutschland würden wir ja auch nie auf die Idee kommen Hunde- und Hahnenkämpfe zu machen oder sonst irgendetwas. Alle würden sich an den Kopf fassen. Aber wenn die Menschen im Urlaub, im Ausland sind, dann sieht das leider meist immer ganz anders an, dann vergessen viele ihre guten Manieren. Naja, ich könnte mich noch ewig auslassen 🙂
Toller Beitrag!
Liebe Grüße
Candy
Hallo Candy,
das stimmt, im Ausland wollen die Leute viel erleben und landestypische Sachen sehen und machen usw. Im Eifer des Gefechts vergessen sie dann leider oft, dass viele Attraktionen etc. eigentlich grausam sind und ihnen zu Hause nie gefallen würden. Im Urlaub halten sie sie aber für eine coole Sache… Weiß auch nicht…
LG Johanna