Muss man als Reisender immer Minimalist sein?

Minimalismus auf Reisen: Ein Minimalist auf ReiseViele Traveller sprechen die ganze Zeit davon, wie wenig Gepäck sie mit auf Reisen nehmen, mit wie wenig Geld sie auskommen und überhaupt wie minimalistisch sie unterwegs sind und dass sie, z.B. schon seit mehreren Monaten oder Jahren nur mit Handgepäck auf Weltreise sind.

Wie minimalistisch sollte man reisen? Wie viel Gepäck sollte man mitnehmen?

Vielleicht hast du auch schon ähnliche Berichte von Reisenden gelesen und fragst dich jetzt, ob du auf deiner Reise auch als Minimalist unterwegs sein musst und auch nur Handgepäck mitnehmen solltest?

Also zunächst mal musst du natürlich überhaupt nichts, du kannst, wenn du willst, aber ich finde, jeder sollte dazu seine eigenen Erfahrungen machen und dann sehen, wie er am liebsten verreisen möchte.
Zum Thema Gepäck kann ich dir hier schon mal ein paar meiner Erfahrungen schildern.

Als ich das erste Mal für längere Zeit in England unterwegs war, hatte ich so viel Gepäck dabei, dass ich es kaum alleine schleppen konnte. Auf dem Hinweg war es schon viel, weil ich ja vorhatte mehrere Monate zu bleiben und ich damals das Gefühl hatte, dass ich unglaublich viele Dinge unbedingt brauchte. Ich muss zugeben, dass ich meinen halben Kleiderschrank dabeihatte. In den insgesamt sieben Monaten Aufenthalt in England hatten sich dann so viele Sachen angesammelt, die ich unterwegs noch gekauft hatte, dass ich auf dem Rückweg nach Deutschland wirklich Schwierigkeiten hatte mein Gepäck alleine zu tragen und ich unterwegs Mitreisende um Hilfe bitten musste.

Das war wirklich zu viel des Guten und so wollte ich nie wieder reisen. Seitdem reise ich meistens mit einem 55 Liter Rucksack, der dann vollgepackt immer so zwischen 10 und 13 Kilo wiegt. Selbst bei meiner einjährigen Reise nach Neuseeland, Australien und Asien wog der Rucksack nur 12 Kilo.
Bei kürzeren Reisen, vor allem hier in Europa, nehme ich gerne nur Handgepäck mit. Erstens aus dem Grund, weil das Flugticket dann oft günstiger ist und zweitens, weil ich auf diesen Reisen meistens nur Kleidung brauche und oft keinen Schlafsack oder sonstige Campingausrüstung etc.

Falls du unsicher bist, wie viel Kleidung du mit auf deine Reise nehmen sollst, kann ich dir folgende Faustregel mit auf den Weg geben:
Packe für eine Woche.
Selbst, wenn du ein Jahr unterwegs bist, brauchst du eigentlich nur Kleidung für eine Woche mitzunehmen, denn waschen musst du deine Wäsche in dem einen Jahr sowieso. Wasche deine Kleidung also ungefähr einmal pro Woche und somit kommst du perfekt für ein Jahr mit den mitgenommenen Klamotten hin.
Außerdem kannst du unterwegs ja auch Sachen kaufen, du fliegst ja nicht auf den Mond. Sollte sich herausstellen, dass du aus irgendwelchen Gründen drei Unterhosen zu wenig eingepackt hast, dann kannst du dir fast überall auf der Welt welche kaufen.

Zum Schluss noch zwei kleine Anekdoten zum Thema viel oder wenig Gepäck:

Als ich in Australien war, hat eine Freundin, die ich unterwegs in Neuseeland kennengelernt hatte, ihre Rückreise nach Europa angetreten. Sie hatte ein Jahr Work and Travel in Neuseeland gemacht. Da ich in Australien war, wollte sie auf ihrem Rückflug noch einen kleinen Zwischenstopp in Down Under einlegen, um mich zu besuchen. Als sie vom Flughafen endlich in unserer WG angekommen war, erzählte sie uns, dass man sie fast nicht nach Australien hätte einreisen lassen, weil sie zu viel Gepäck dabeihatte. Ungläubig und etwas belustigt sah ich sie an und wartete auf ihre Erklärung, denn so etwas hatte ich noch nie gehört.

Sie schilderte uns, dass sie der Beamte von der Einwanderungsbehörde gefragt hatte, wie lange sie in Australien bleiben wollte. Meine Freundin sagte ihm daraufhin, dass sie eine Woche bleiben wollte. Der Beamte sah sie zweifelnd an und wollte ihr nicht glauben. Er deutete auf ihren Koffer, die Reisetasche und den Rucksack und fragte sie, warum sie so viel Gepäck brauchte, wenn sie nur eine Woche bleiben wollte.
Sie erklärte ihm daraufhin, dass sie gerade fast ein Jahr lang in Neuseeland gewesen war und sich momentan auf dem Rückweg nach Europa befände.

Der Beamte wollte das alles nur sehr schwer glauben und erst nach langen Erklärungen konnte sie den skeptischen Mann davon überzeugen, dass sie wirklich nur eine Woche in Australien bleiben und nicht mit ihrem ganzen Gepäck in das Land einwandern wollte.

Mit einer Plastiktüte nach Spanein

Das andere Extrem war ich selber, als ich für eine Woche nach Madrid geflogen bin. Ein australischer Freund, der ebenfalls sehr viel Gepäck auf seiner Europareise dabei hatte, hatte mich in Deutschland besucht und war anschließend nach Spanien weitergereist. Er hatte mich gefragt, ob er einen Rucksack, einen Laptop und einige Bücher bei mir zwischenlagern konnte, die er dann später wieder abholen wollte. Natürlich war das kein Problem. Erst, als er mich anrief und fragte, ob ich ihm die Sachen nicht nach Spanien bringen könnte, weil sich seine Pläne geändert hatten und er von Spanien direkt nach China fliegen und nicht erst nach Deutschland zurück wollte, wurde es ein bisschen problematisch.

Natürlich hatte ich sofort zugesagt ihm die Sachen zu bringen, nur als ich dann packen wollte, stellte ich fest, dass ich keinen Platz mehr für mein eigenes Gepäck hatte. Den Laptop und die Bücher, die furchtbar wichtig waren, weil es sich dabei um Unterrichtsmaterial für seine Englischkurse handelte, hatte ich im Handgepäck und der riesige Rucksack war knüllevoll und super schwer, so dass ich nicht wusste, wo ich eigentlich mein eigenes Gepäck unterbringen sollte. Nach langem Hin und Her, Umgepacke und Auf-keinen-grünen-Zweig-Gekomme, habe ich dann schließlich eine ganz normale Plastiktüte genommen, ein T-Shirt eingepackt, eine Zahnbürste, für jeden Tag eine Unterhose und einige Socken, mehr nicht. Diese Plastiktüte habe ich dann in ein Seitenfach des Rucksacks gestopft und bin nach Madrid geflogen. Das war sehr minimalistisch.

Was für Erfahrungen hast du schon gemacht und findest du es wichtig minimalistisch zu reisen?

Schau doch auch mal bei aussteigenbitte.de was Corinna über Minimalismus denkt.

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